Unsere Frammersbacher

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Frammersbacher Sagen

Die Altvatereiche
Vor wenigen Jahren hat ein Sturm die Altvatereiche bei Frammersbach gebrochen. Mit ihr verschwand ein Rest altgermanischen Götterdienstes, der sich bis auf unsere Tage erhalten hatte.
Zum Altvaterbaum, einem unten geteilten, oben zu einem Stamm verwachsenen Doppelbaum, wurden in hellen Mondnächten schwächliche Kinder getragen. Dort wurden sie unter Gebeten dreimal durch die Baumöffnung gereicht. Zuletzt wurde ein Kleidungsstück, Spielzeug oder Bild des Kindes „geopfert“. Die Gebete hatten in unserer Zeit christlichen Wortlaut, aber der Brauch geht unzweifelhaft auf die Zeit zurück, wo unsere Vorahnen außer anderen Göttern den Altvater Wodan, den germanischen Sturm- und Himmelsgott verehrten.


Der Hirschenwirt
Vor etlichen hundert Jahren ging einmal eine Frau aus Lohrhaupten über Frammersbach nach Lohr. Als sie in den Lentgrund, halbwegs zwischen Partenstein und Lohr, gekommen war, sah sie auf dem Stege den Hirschwirt sitzen und mit dem Kopfe wackeln. Da sie den Hirschwirt sehr gut kannte, redete sie ihn an.
Der aber gab keine Antwort, sondern wackelte nur immer mit seinem Kopfe und schien sehr unglücklich. Das kam der Frau aus Lohrhaupten nun doch sehr sonderbar vor und plötzlich kriegte sie eine große Angst. Eiligst lief sie von dannen und schnurstraks ins Hirschwirtshaus, wo sie die Hirschwirtstochter antraf. „Geht doch hinaus und holt euren Vater, er friert ja!“ rief sie dieser zu. Das Mädchen aber sagte ganz traurig: „ Ach schweigt doch und sagt so etwas nicht weiter, mein Vater ist ja gestorben.“
Es ist nicht bekannt geworden, was der Hirschwirt Unrechtes getan hatte und weshalb er noch wandern mußte noch nach seinem Tode, soviel aber steht fest, daß er des Nachts oft im Hause und auch auf dem Rathaus herumrumort und alles drunter und drüber geschlagen hat- vielleicht hing das mit dem Weinkeller zusammen oder aber hat der Hirschwirt, als er zu lebzeiten Ratsherr war, durch Knaucken oder Schweigen oder Reden Übles gestiftet.


Das Kreuzlein
Zwischen Wiesthal und Frammersbach auf einem Berge, eine halbe Stunde von Letzterem und dreiviertelstunde von Ersterem entfernt, hütete vor vielen hundert Jahren ein Hirtenknabe die Schafe. Er spielte im Sand und fand dabei ein kleines Kreuzlein, das er auf-hob und mit nach Hause nahm. Aber am anderen Tage war es nicht mehr da, soviel man auch darnach suchte. Einige Zeit später fand der Junge das Kreuzlein an der gleichen Stelle im Sande wieder und hob es behutsam auf. Aber es ging abermals verloren. Als nun der Hirtenknabe zum dritten Male an der gleichen Stelle sein liebes Kreuzlein liegen sah, gelobte er, eine kleine Kapelle zu bauen und dasselbe darin aufzubewahren. Und so geschah es.
Viele Leute kamen und verehrten das Kleinod und da sie gleichzeitig ihr Scherflein beitrugen zu einer größeren Kapelle, konnte man bald mit dem Bau einer solchen beginnen. Der Zuzug der Wallfahrer ward immer größer und bald konnte man an die Stelle der Kapelle eine Wallfahrtskirche bauen. Dies geschah im Jahre 1484, wie aus einer Inschrift auf einer zugemauerten Türe zu ersehen ist. Die „Heilig-Kreuz-Kapelle“, wie die Wallfahrtskirche genannt wird, bestand schon, bevor Wiesthal und Frammersbach eine Kirche und einen Pfarrer hatten. Sie war die älteste Kirche weit und breit und alle 14 Tage wurde abwechselnd durch den Pfarrer von Lohrhaupten und durch einen Stiftsgeistlichen von Aschaffenburg Gottesdienst dort abgehalten.


Der Taler in der Tabakspfeife
Ein Fuhrmann fuhr nachts von Frammersbach nach Lohr. Als er am „Steinernen Heiligen“ vorbeikam, sah er einen Haufen Kohlen liegen, die noch glühten. Er stieß mit dem Fuß daran, ohne dabei etwas zu denken. Da fiel ihm ein, daß seine Pfeife längst ausgegan-gen war und rasch bückte er sich, um ein Stückchen Kohle auf den Tabak zu legen. Es war schon ein wenig hell geworden, als er nach Hause kam und da sah er auf der Asche in seiner Tabakspfeife einen Taler liegen. Sofort brachte er diesen in seinen Gedanken mit den glühenden Kohlen in Verbindung und gleich rannte er zum steinernen Heiligen zurück. Aber die Kohlen waren verschwunden. Nur im Grase lagen mehrere Taler umher – es waren die Kohlen, die er mit dem Fuße weggestoßen hatte.
Die zwei Schloßfräulein
Ein Frammersbacher ging einmal von Lohr über Partenstein nach Hause. Da sah er wie oben aus dem zerfallenen Jagdschlosse der Rienecker zwei weißgekleidete Schloßfräulein heraus traten.
Sie gingen durch den Wald oben hinüber und stiegen dann durch den Wiesengrund zwischen Partenstein und Frammersbach hinunter.
Am Bache gingen sie eine Zeit lang hin und her. Plötzlich sah der Mann, wie die zwei Mädchen in den Bach hinein sprangen und im gleichen Augenblick schwammen zwei weiße Enten auf dem Wasser umher. Der Mann aber, der diesen Zauber schauen durfte, war ein Sonntagskind. Von seinen Kindeskindern in Frammersbach kann man die Geschichte heute noch erzählen hören.


Der Brückenhund
In Frammersbach geht der Brückenhund um. Derselbe ist von Farbe ganz „rescherich“, hat Augen wie ein „Sechter“, geht in den Stunden um Mitternacht von der Brücke bis an den „dicken Stein“ und hat schon manchen, der zu spät vom „dicken Wirt“ Abschied genommen und zu tief in das Glas geguckt hatte, durch sein Erscheinen gewaltig erschreckt.

Die Schatzgräber
Zu dem alten Hirtenfriedel von Frammersbach kamen einmal drei fremde Männer und eine Weibsperson und fragten ihn, ob er wüßte, wo das „Rothen Sohl“ wäre. Da er das bejahte, so hießen sie ihn mitgehen, es werde sein Schaden nicht sein. Dort angekommen, machten sie sich an die Arbeit, um den Schatz, der dort verborgen lag, zu heben. Wie sie nun recht daran waren, so daß sie den Kessel, in dem das Geld war, bereits hervorgeholt hatten, da kam eine Heufuhre mit drei Geisböcken bespannt und mehrere Männer mit Heugabeln umgaben dieselbe und schrieen: „Halt fest, er fällt um!“
Hinterher hinkte einer auf Geisfüßen ganz zwerch und krumm und rief: „Halt! Halt! Ist er schon weit fort? Ich werd ihn bald haben!“
Da sagte das Weibsbild: „Du kriegst ihn doch nicht!“ und in dem Augenblick versank der Kessel und die fremden Schatzgräber mußten unverrichteter Dinge abziehen. Sie kamen aber später wieder und diesmal gelang es ihnen, den Schatz zu heben und der Hirtenfriedel bekam sein redliches Teil davon. Daher schreibt sich des Hirtenfriedels Reichtum.


Die arme Witwe
Des Chronikls Großmutter, die in den dreißiger Jahren zu Frammersbach in einem Alter von nahe an hundert Jahren gestorben ist, hat selbem, da er noch Knabe war, mehr als einmal erzählt und die Wahrheit ihrer Erzählung beteuert:
„Ich war eine arme Witwe und hatte große Not, meine unmündigen Kinder mit Brot zu versorgen. Ich wohnte damals unten im Dorfe bei der „Mang“ der „Tränke“ gegenüber. Da sah ich einmal des Nachts einen Haufen Kohlen und sogleich fiel mir die Geschichte von dem Fuhrmann am steinernen Heiligen und der Gedanke ein, das könnte ein Schatz sein und mir möchte dadurch mit Gottes Hilfe aus aller Not geholfen werden. Ich ging hinaus und auf die Kohlen zu, die mir hell und freundlich entgegen glimmerten. Da sagte ich, im Begriffe, sie in meine Schürze einzufassen: „In Gottes Namen!“ und wie ich das sagte, entschwanden mir die Kohlen aus meinen Augen. Ich erkannte daran, daß der liebe Gott für mich keinen Reichtum bestimmt hatte und vom „bösen Feind“ wollte ich nichts haben.
Doch ging ich, weil es so Gottes Wille war, getröstet heim und bin mein Leben lang arm geblieben.

fh  02.05.06